Sobald man sich mit dem Kanu auf bewegtes Wasser wagt, braucht man neben der unbedingte Einhaltung aller Sicherheitsregeln und Grundregeln des Paddelsports, neben einer besseren Vorbereitung und Fahrtenplanung auch zusätzliche Techniken, die man beherrschen sollte.
Hier stellen wir einige der zusätzlichen Techniken und Manöver vor, welche das Fahren im bewegten und wilden Wasser wesentlich erleichtern und sicherer machen.
- Überkreuz-Schläge (Cross)
Da man im bewegten Wasser oft schnell reagieren muss und daher wenig Zeit bleibt, um langsamere Standard-Manöver und Standard-Schläge auszuführen, welche am stillen Gewässer ausreichen, gibt es die hohe Kunst der Überkreuz-Schläge. Diese Cross-Schläge werden häufig im C1 und im C2 vom Vordermann verwendet (z. B.: Cross-Duffek).
Man kann fast alle bekannten Schläge auch auf der gegenüberliegenden Bootsseite (offside) durchführen, indem man das Paddel von der einen auf die anderen Seite überkreuzt und dort dann wieder einsetzt und den Schlag vollführt. Das fühlt sich gerade am Anfang etwas eigenartig an und bedarf auch sehr viel Übung.
- Paddelstütze
Die Paddelstütze dient dazu, das Boot am Umkippen zu hindern bzw. zu stabilisieren. Dabei wird das Paddel flach auf die Wasseroberfläche gedrückt. Der dadurch entstehende Gegendruck wird dazu genützt, das Boot wieder aufzustellen und einen stabilen mittigen und sicheren Schwerpunkt im Boot zu erreichen. Für Fortgeschrittene gibt es neben der Flachen Paddelstütze auch noch die sogenannte Kanadische Stütze, bei der das Paddel zusätzlich zur Druckbewegung nach unten, einen Rückwärtschlag ausführt.
- Seilfähre
Die Seilfähre dient zum Queren eines fließenden Gewässers, ohne dass man viel an Höhe verliert bzw. abgetrieben wird.
Nach dem Ausfahren aus einem Kehrwasser wird das Boot etwas stärker flussaufwärts gedreht und dadurch nach oben gestellt. Wenn man das Kanu dann leicht in die Richtung dreht, in welche man fahren möchte, bekommt es einen leichten Druck auf die Außenseite und bewegt sich dann in die gewünschte Richtung – hierbei bewegt man sich meist in einem Winkel von 30 bis 45 Grad (je nach Strömungsstärke). Gleichzeitig paddelt man noch kräftig mit und steuert das Boot in einem idealen Winkel, schon ist man, fast ohne Höhenverlust, auf der anderen Seite. Wichtig ist auch, dass man dabei das Aufkanten des Bootes gegen die Strömung nicht vergisst.
Wenn man irgendwann genug Erfahrung hat und eine ausgereifte Technik beherrscht, wird weniger gepaddelt und man schafft das gleiche Ziel, indem der Hintermann einen Heckhebel macht und der Vordermann einen Duffek – den Rest macht die Wasserströmung.
Die Seilfähre ist eine der wichtigsten Techniken und sollte unbedingt beherrscht werden (Notausstieg). Übung ist dringend notwendig, macht aber auch ungemein Spass.
- Kehrwasserfahren
a) Einfahren in ein Kehrwasser
Dient zum Ausrasten, Zusammenwarten oder auch zum Anlanden.
Beim Einfahren in ein Kehrwasser muss man beachten, dass man die Kehrwasserlinie in einem Winkel von 45 Grad schneidet. Sobald die Linie vom Bugpaddler überfahren wurde, macht dieser einen Duffek und ankert so das Boot im Kehrwasser. Der Heckpaddler stabilisiert mit Schlägen oder einer flachen Stütze das Boot.
b) Ausfahren aus einem Kehrwasser
Dient zum Ablegen oder Start nach einer kurzen Pause.
Beim Ausfahren aus einem Kehrwasser in die Strömung muss man beachten, dass man die Kehrwasserlinie wiederum in einem Winkel von 45 Grad schneidet. Sobald die Linie vom Bugpaddler überfahren wurde, macht dieser einen Duffek und ankert so das Boot in der Strömung. Der Hintermann stabilisiert mit Schlägen oder einer angedeuteten flachen Stütze (er lässt das Paddel leicht über das Wasser gleiten) das Boot.
- kombiniertes Ein-/Ausschwingen
Das kombinierte Ein-/Ausschwingen wird ebenfalls zum Queren eines fließenden Gewässers angewandt, indem man von einem Kehrwasser in das nächste auf der gegenüberliegenden Seite schwingt, dabei macht das Boot sozusagen eine S-Bewegung.
Die hier vorgestellten und beschriebenen Paddeltechniken sind nur als Basistechniken zu sehen, welche aber auf alle Fälle beherrscht werden müssen, damit man sich auf bewegtem Wasser bewegen kann. Dementsprechend braucht es Übung und Schulung – die Erfahrung tut dann noch das Übrige. Wir empfehlen gerade am Anfang Kurse zu besuchen, um sich nicht falsche Techniken anzulernen.