Grundvoraussetzung, damit man sich mit dem Kanu auf dem Wasser bewegen kann, ist die relativ einfach zu erlernende Technik des Geradeaus-Paddelns. Allerdings hat uns die Erfahrung gelehrt, dass gerade hier am meisten Schlampigkeitsfehler in der Durchführung auftreten, weshalb wir diese Thema etwas genauer beschreiben möchten. Man kann hier viel beim Beobachten erfahrener Paddler lernen und deren Bewegungsabläufe visualisieren. Noch besser funktioniert es, wenn einem die richtige Technik professionell von einem Vereinskollegen beigebracht wird.
- Der Grundschlag – geradeaus paddeln
Der Grundschlag ist wichtig, da man dabei am meisten falsch machen kann und dadurch gleichzeitig die Beachtung der Paddelbox am Wichtigsten ist. Er wird folgendermaßen ausgeführt:
a) Einsetzen vor den Knien
– durch Rotation des Oberkörpers
– nicht durch Vorbeugen des Oberkörpers oder durch Ausstrecken der Arme!
– Paddelblatt sollte komplett im Wasser sein
b) „Vorbeiziehen“ des Bootes am „verankerten“ Paddel
– am besten stellt man sich vor, dass das Boot in einer gelartigen Substanz schwimmt und man sich (und das Boot) an einer fixierten Stange vorbeizieht/-schiebt.
– Rotation des Oberkörpers nicht vergessen (am Anfang einfach mit den Augen dem Paddel folgen)
– Der Schaft des Paddels sollte in dieser Kraftphase senkrecht aus dem Wasser herausstehen
c) Herausziehen des Paddels und Rückholbewegung zur Ausgangsposition für das nächste Einsetzen, wiederum durch Rotation des Oberkörpers
d) Möglichst parallel zum Boot paddeln/ziehen und gleichmäßig paddeln (v.a. im C2 wichtig: die Synchronisation von Bug- und Heckpaddler)
– weniger Kurskorrekturen
– bessere Beschleunigung
Grundsätzlich sollte man immer vorausschauend Paddeln, d. h. das Gewässer weiter vor sich im Auge haben, aber die Details in der Nähe besonders beachten. Aber gerade am Anfang kann man zusätzlich ein Ziel anvisieren, um tatsächlich gerade aus zu fahren (v. a. bei stehenden Gewässern anfänglich schwierig).
Damit keine gröberen Kurskorrekturen notwendig werden, kann man von Zeit zu Zeit die Paddelseite wechseln oder (noch besser) einen J-Schlag ausführen (im C2: nur der Hintermann). Sollten kleine Kurskorrekturen notwendig sein, kann man entweder den J-Schlag kräftiger und verstärkt ausführen oder man paddelt stärker/weniger stark (im C2. hauptsächlich der Hintermann). Bei größeren Kurskorrekturen vor allem im bewegten Wasser, gibt die Möglichkeit eines kräftigen Heckhebels (=Stauen, im C2: nur Hintermann) und / oder die wesentlich professionellere und effizientere Möglichkeit der V-Lenkung (Duffek, im C2: nur Vordermann).
- Rückwärtsgrundschlag
Funktioniert ähnlich dem normalen Grundschlag, aber immer in entgegengesetzte Druckrichtung des Paddels (die aktive Paddelseite wird zur passiven und umgedreht). Somit wird das Paddel hinter sich eingesetzt und vor sich auf Kniehöhe wieder herausgezogen. Natürlich ist auch hier die Rotation des Oberkörpers und die Einhaltung der Paddelbox notwendig und entsprechende Effizienz zu erreichen.
- J-Schlag
Dieser dient dazu, die leichte Übersteuerung beim Geradeausfahren auszugleichen. Diese Übersteuerung entsteht durch das ständige Paddeln auf der Onside durch den C1-Fahrer oder Heckpaddler im C2 und sie muss dher durch leichte Kurskorrekturen ausgeglichen werden.
Beim J-Schlag hat der Verlauf dieses Paddelschlags die Form eines J oder eines gespiegelten J (je nachdem, auf welcher Seite man paddelt) – daher auch der Name.
Das Paddel wird hier nicht nur entlang der Laufrichtung des Bootes gezogen, sondern am Ende nochmals leicht gedreht. Dadurch macht es eine leichte Seitwärtsbewegung. Der Daumen der Griffhand macht dann sozusagen eine Drehung in Richtung Bootmitte nach unten und zeigt letztendlich auch nach unten (die aktive Paddelblattseite bleibt weiterhin aktiv), bevor das Paddel wieder aus dem Wasser herausgezogen und in Anfangsposition gebracht wird.
Durch den J-Schlag kommt es zu einer leichten Korrektur der normalen Übersteuerung (im C2: durch den Hintermann), ohne dass man an Geschwindigkeit verliert. Der J-Schlag wird grundsätzlich immer verwendet (im C2: nur der Hintermann) und ist somit ein ganz wesentlicher Bestandteil einer guten Paddeltechnik.
- Wechsel der Paddelseite
Falls man den J-Schlag noch nicht beherrscht, kann man auch einfach von Zeit zu Zeit die Paddelseite wechseln um die Übersteuerung auszugleichen. Auch bei längeren Wanderfahrten empfiehlt es sich, die Paddelseite öfters zu wechseln.
Grundsätzlich hat jeder eine gute und eine weniger gute Paddelseite und man wird versuchen so viel wie möglich auf seiner guten Seite zu Paddeln. Trotzdem ist es wichtig, auf beiden Seiten paddeln zu können, da man so die Kraft und Ausdauer von beiden Körperseiten ausnutzt. Im C2 kann man dadurch auch unabhängig von der guten Paddelseite eines Bootspartners immer mitfahren.