60 Jahrfeier
60 Jahre TWV Kanusport
mein Name ist Elisabeth Polleross und ich bin die aktuelle und erste Obfrau des TWV Kanusports. Ich habe heute die Aufgabe eine kurze Zeitreise durch 60 Jahre Vereinsleben vorzutragen und bitte schon im Voraus um Nachsicht wenn ich nicht wirklich auf die unendlich vielen Begebenheiten und Verdienste der Altvorderen im Einzelnen eingehen kann. Ich werde nur einen kurzen Umriss der vielen enormen Leistungen der vorangegangenen Obmänner geben können, damit das Feiern nicht kurz kommt.
Viel ist geleistet worden, viele Schicksale sind unmittelbar und mittelbar mit dem Verein verknüpft. Wenn ein Verein über so lange Zeit besteht und überlebt, dann stehen immer Menschen mit viel Idealismus und Einsatz dahinter. Und hinter diesen Menschen stehen wiederum Angehörige, die sich das gefallen lassen oder sich ebenfalls aktiv beteiligen. Aber immer ist das Vereinsleben, wenn’s funktionieren soll, mit viel Arbeit verbunden.
Jede Zeit hat ihre Herausforderungen, wie mein kurzer Streifzug durch die letzten 6 Jahrzehnte ansatzweise beweisen wird. So ist es auch heute. Dem Pioniergeist und Enthusiasmus vergangener Epochen stehen die Probleme der heutigen Zeit gegenüber. Waren ganz früher oftmals Material und Transport und teilweise einfach Geldmangel die vordringlichsten Probleme, so sind’s heute die Nachwuchsprobleme und der Kampf um Vereinsgebäude und sinkende Mitgliederzahlen die Obleute nachts oder auch tagsüber beschäftigen. Aber damals wie heute, wenn man einen Fluss bewältigt, das Wasser unter dem Boot rauschen hört, Wellen schlagen ins Boot und über dem Boot zusammen, dann ist die Welt wieder in Ordnung. Wochenendausflüge mit Mann und Maus im Zelt, mit Boot, haben auch heute noch nichts an Faszination verloren, wenn auch die Ausrüstungen im Vergleich zu früher an Fünfsterne Hotels erinnern. Die Ausrüstungen für uns Freizeitaboriginies sind heute leicht und durchdacht zu zerlegen und transportieren. Gaskocher und Flieskleidung machen das Leben in der freien Natur vergleichsweise einfach. Vor nunmehr 60 Jahren, am 2. Juli 1948, wurde die TWV Paddelgruppe, eine Sektion des Gesamt TWV, gegründet. Eine Handvoll fließwasserbegeisterter Männer taten sich zu dieser Gruppe zusammen, mit ihrem ersten Obmann Sepp Büchelmann. In den damals durchaus gängigen und zum Teil, oder eher vorwiegend selbst zusammengebauten Faltbooten wurden der obere und untere Inn, sowie die Imster Schlucht bezwungen. Diese Unternehmungen wurden immer mit dem Zug oder, wie erzählt wurde, mit dem LKW unternommen. Die Boote wurden einfach zerlegt und verladen. Auf diese Weise wurde sogar die Salza bewältigt.
Eskimotierkurse und Schulungen wechselten mit Vereinsfahrten und gesellschaftlichen Veranstaltungen ab. Ein Pioniergeist wie er heute nicht mehr so leicht anzutreffen ist schloss Männer und Frauen zusammen und ließ sie den Sport auf sehr hohem Niveau ausführen. Der erste Kajakslalom auf der Sill fand am 22.Mai 1949 statt. So gewann der Wettkampfsport seit damals immer mehr Bedeutung. Rudi Sausgruber war der wohl talentierteste Paddler dieser Zeit im TWV. Er gewann die Salzaregatta und wurde ins Nationalteam berufen. Er gewann Rennen im In- und Ausland
1949 übernahm Theodor Didusch die Leitung des Vereines. Er leitete die Geschicke des Vereines 3 Jahre lang. Unter seiner Führung wurde die TWV Paddelgruppe ein autonomer Verein mit eigener Geschäftsgebarung. 1952 übergab er dann an Hanns Seelos die Obmannschaft.
Ebenjener Hanns Seelos zeichnet mit Hermann Ditmar für einen Fluss- und Zeltwanderführer verantwortlich. Unter seiner Leitung begann eine Veranstaltungsreihe in Mayrhofen, in deren Reihen auch der Slalom neben der Regatta als Bewerb eingeführt wurde.
1964 übergab Seelos den Verein Ing. Walter Boch. Dessen Verdienst ist es, dass die Sanna als Ersatzstrecke für die Kraftwerksverbaute Zillertaler Strecke gefunden wurde. Es hielt ihn nicht lange als Obmann des Kanuvereines und übergab schon 1969 an Waldemar Gruber.
Ich selbst hatte als 18 jährige blutige Anfängerin das Vergnügen Waldemars einzigartigen Fahrstil erleben zu dürfen. Waldemar fuhr mit den Extrempaddlern seiner Zeit. Ihm ist auch gelungen für die Kanugruppe das Bootshaus an der Sill zu organisieren und noch viel wichtiger: das Recht auf der Sill einen Übungsslalom zu erhängen. Während seiner Leitung brachen einige Mitglieder des TWV zu einer Paddelexpedition an den Himalaja auf: der damals noch nicht ganz so bekannte Herzchirurg Dr. Raimund Margreiter Horst Hupfauf, Harry Flory, Klaus Juranek und Helmut Ohnmacht. Den Teilnehmern gelang eine Reihe von Erstbefahrungen.
1987 übernahm Günter Goldbach den Verein und nun kann ich aus eigener Erfahrung berichten. Trainings vom frühen Morgen bis zum späten Abend unter Günters Knute führten Jungs und Mädchen zu wirklich guten Kajakern/ Rennläufern heran, vor allem die Damen dieser Zeit erzielten auch österreichweit einige Erfolge. Goldbach organisierte jede Menge Rennen und Veranstaltungen im näheren und entfernteren Bereich. Ich glaube, während meiner aktiven Zeit, zu dieser Zeit, war ich viel mehr nass als trocken. Und das rührt nicht nur vom Spritzwasser her, sondern auch vom oftmaligen Kentern in den unmöglichsten Stellen in Bächen und Flüssen. Heute ist Günter der Präsident des KVT und ich würde mir wünschen er bliebe es noch lange.
Seit 1999 betreue nun ich, Elisabeth Polleross, den TWV Kanusport und immer noch sind begeisterungsfähige Männer und Frauen dem Wildwassersport verbunden, ja manche sogar auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Zu der Spezies der Fließwasserinfizierten Menschen gehöre ich ja dann wohl auch an. Ich bin zwar von allesbefahrer Kajak in den etwas gemütlicheren Canadier gewechselt, aber nichtsdestotrotz bin ich dem Element Wildwasser/Fliesswasser rettungslos ausgeliefert. Für mich ist Paddeln die entspannendste Freizeitgestaltung die ich mir vorstellen kann
Davon abgesehen ist es mir gelungen die drei Innsbrucker Vereine an einen Tisch zu holen und gemeinsam können wir, und ich bleibe bewusst vorsichtig, darauf hoffen ein gemeinsames Vereinsgebäude in absehbarer Zukunft erstellt zu bekommen. Es ist seit langer Zeit ein Wunsch sämtlicher Obleute des TWV irgendwo eigene Versammlungs- und Veranstaltungsräumlichkeiten mit integriertem Büro und wenn’s ginge Bootsunterstellmöglichkeiten zu kriegen. Aber in absehbarer Zukunft sollte es soweit sein.
Und davon noch einmal abgesehen: es wird auch Bootgefahren beim TWV. Immer noch. Im Lauf der Zeit hat sich eine gute und fest verschweißte Kanadiergruppe zusammengefunden. Wir unternehmen jedes Jahr einige Fahrten im In-und Ausland. Im näheren Ausland, Italien und auch entfernteren Ausland wie heuer zum Beispiel dann das gelobte Land Kananda.
Seit letztem Jahr haben einige unserer Mitglieder den Einsercanadier für sich entdeckt und sind auf dem besten Weg ihrer Leidenschaft Perfektion zu verleihen.
Die Sicherheit für die Bootfahrer hat sich im Lauf der Jahrzehnte tatsächlich um vieles verbessert. War es in früheren Zeiten normal sich im Faltboot mit knappen Badehosen lendenzubeschürzen und auf Auftriebskörper am Körper und im Boot zu verzichten, weil auch gar nicht vorhanden, so ist es heutzutage eher selten wenn Bootfahrer ohne Schwimmweste und im wilderen Gewässer ohne Kopfschutz unterwegs sind. Jedes Jahr fordert einigen Tribut an verunfallten Kajakern und Canadiern. Aber wesentlich mehr Bootfahrer haben die Chance einen Bandscheibenvorfall zu erleiden oder wirklich alt zu werden. Im Vergleich zum früheren Faltboot muten die Rodeoboote der heutigen Zeit futuristisch an. Und ebenfalls vergleichsweise sind diese Rodeoboote der modernen Zeit aufgrund ihrer unnachgiebigen Kruste ein guter Schutz für die wilden Wellenreiter die respektlos durch Kaiserklamm und CO stürmen. So gesehen hat sich der Kanusport in Richtung Sicherheit weitgehend auf den Menschen hin entwickelt und bestens eingestellt.
So dürfen wir also auch hoffen, dass es immer wieder Junge und Junggebliebene und Spätberufene und einfach Wasserbegeisterte Menschen gibt und geben wird, die diesen Weg des TWV Kanusports mitbeschreiten wollen und sich uns anschließen wollen und mit uns eines der wenigen tatsächlich naturnahen Abenteuer bewältigen wollen fern von Kletterwand und Fitnesscenter.
Elisabeth Polleross